Nähe & Freiraum: Hohes Vertrauen, doch jede:r Vierte spioniert im Smartphone

Vertrauen, Nähe und keine Geheimnisse – die meisten Paare suchen enge Verbundenheit und möchten so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen, wie die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2024 zeigt. Deshalb teilen sie (fast) alles miteinander – auch ihre Handy-PIN. Nicht immer ist das unproblematisch, denn Smartphone-Spionage ist in der Liebe verbreiteter als viele glauben. Zudem kann manchen die Nähe zu viel werden: Teils sogar so sehr, dass sie sich heimlich das Single-Leben zurückwünschen.  

Das Vertrauen innerhalb von Beziehungen ist groß 

Das Fundament glücklicher Beziehungen ist intakt: 9 von 10 Liierten vertrauen ihrem:r Partner:in voll und ganz (88 Prozent). Mit zunehmender Beziehungsdauer steigt dieser Wert zudem immer weiter: Bei einer Beziehungsdauer von über 30 Jahren geben 93 Prozent an, vollkommen zu vertrauen. Zwei Drittel der Liierten gehen sogar davon aus, dass in ihrer Partnerschaft keine Geheimnisse herrschen und man alles voneinander wisse (67 Prozent). Allerdings sind Männer (70 Prozent) hiervon häufiger überzeugt als Frauen (64 Prozent). Und nicht in jeder Partnerschaft ist Vertrauen selbstverständlich: Umgekehrt zeigen die Ergebnisse auch, dass jede achte Beziehung von Vorsicht geprägt ist. 12 Prozent stimmen der Aussage „Ich vertraue meinem:r Partner:in voll und ganz” eher nicht zu. 

Jede:r Vierte hat schon heimlich im Handy spioniert 

Ein möglicher Grund für das Zögern könnte etwas mit dem Smartphone zu tun haben. 63 Prozent kennen die Handy-PIN ihres:r Partner:in – und so manch eine:r hat sich dieses Wissen auch zunutze gemacht. Ob aus Misstrauen oder schlicht aus Neugier, jede:r Vierte gibt zu, in der aktuellen Beziehung schon heimlich Nachrichten auf dem Handy des:r Partner:in gelesen zu haben (26 Prozent). Frauen (28 Prozent) sind diesbezüglich leicht geständiger als Männer (24 Prozent). Zudem bekennen sich 18 Prozent der Befragten dazu, heimlich den Suchverlauf ihres:r Liebsten auf Handy, PC oder Tablet gecheckt zu haben. Hier nehmen sich Frauen (17 Prozent) und Männer (18 Prozent) wiederum nichts. Als besonders misstrauisch erweisen sich Liierte in ihren 30ern: Während Frauen in diesem Alter dazu neigen, Chatverläufe zu checken (41 Prozent) haben es Männer allerdings eher auf verdächtige Suchanfragen abgesehen (32 Prozent). 

Paare möchten so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen…   

Und wie viel Nähe wünschen sich Liierte in ihrer Partnerschaft? Die Ergebnisse offenbaren eine komplexe Bedürfnislage: 82 Prozent der Liierten möchten in ihrer Freizeit gerne so viel Zeit wie möglich mit ihrem:r Partner:in verbringen. Frauen (80 Prozent) zeigen sich dabei ähnlich nähebedürftig wie Männer (83 Prozent). Und fast genauso viele Liierte geben sogar an, ihre:n Partner:in gleich zu vermissen, sobald sie auch nur ein paar Tage ohne ihn:sie unterwegs sind (79 Prozent).  

… doch jede:r Vierte wünscht sich manchmal das Single-Leben zurück 

Gleichzeitig gibt es einige, denen all die Nähe zu viel wird: Fast jede:r Dritte hätte in der Partnerschaft gerne mehr Raum für sich (31 Prozent). Bei Männern ist dieser Mangel an Freiraum etwas stärker ausgeprägt (34 Prozent) als bei Frauen (28 Prozent), die laut ElitePartner-Studie 2022 aber auch grundsätzlich mehr Wert auf Freiraum legen und womöglich von Beginn an stärker darauf achten. Vor allem Männer zwischen 18 und 49 bemängeln zu wenig Raum für sich (etwa 4 von 10 Befragten). In manchen Fällen führt ein Freiraum-Defizit sogar zu einer Art gedanklichem Fluchtreflex: Liierte wünschen sich dann heimlich das Single-Leben zurück. Ein Viertel aller Befragten stimmt der Aussage zu „Manchmal wünsche ich mir, wieder Single zu sein, um tun zu können, was ich will“ (25 Prozent). Während zwar auch jede fünfte Frau diesen Gedanken kennt (22 Prozent) träumen vor allem Männer von der Freiheit, die das Solo-Leben bietet (29 Prozent). 

Sensible Phase: Zwischen 3 und 5 Jahren Beziehungsdauer sehnen sich Männer nach Freiraum  

Insbesondere in der Phase zwischen 3 und 5 Jahren Beziehungsdauer steigt der Freiheitsdrang von Männern offenbar stark an: In dieser Zeit wünschen sich 43 Prozent der liierten Männer manchmal heimlich, wieder solo zu sein, um tun zu können, was sie wollen. Dazu passt, dass in dieser Beziehungsphase auch besonders viele Männer angeben, sich manchmal von ihren Partner:innen kontrolliert oder beobachtet zu fühlen (41 Prozent). Ist diese Phase überwunden, sinkt die Zustimmung zu beiden Aussagen wieder ab. Insgesamt betrachtet sind es deshalb auch deutlich weniger Befragte, die ihre Partner:innen als kontrollierend empfinden (27 Prozent der Männer und 18 Prozent der Frauen).  

Fürsorglichkeit oder Kontrolle? 6 von 10 Männern bleiben wach, bis der:die Liebste nach Hause kommt 

Einen gewissen Hang zur Kontrolle zeigen aber grundsätzlich alle Befragten: Nur für 6 von 10 Liierten ist es okay, nicht immer zu wissen, wo ihr:e Partner:in ist (59 Prozent). Männer (65 Prozent) sind hier allerdings etwas großzügiger als Frauen (52 Prozent). Passend dazu sagt jeder fünfte Mann, es nerve ihn, dass sein:e Partner:in ständig schreibt, wenn er unterwegs ist (19 Prozent). Dagegen stört es nur etwa jede zehnte Frau, unterwegs viele Nachrichten zu bekommen (11 Prozent). Dann wiederum sind es aber eher die Männer, die abends so lange wachbleiben, bis ihr:e Partner:in zurück ist. Ob aus Sorge um ihre Sicherheit, aufgrund latenter Eifersucht oder schlicht, weil sie allein nicht einschlafen können: 58 Prozent der Männer warten mit dem Zubettgehen, bis ihr:e Partner:in daheim ist (Frauen: 45 Prozent).  

„Nähe und Freiraum sind zwei Bedürfnisse, die in allen Menschen nebeneinander existieren“

Die auf den ersten Blick widersprüchlichen Ergebnisse verdeutlichen zwei unterschiedliche Grundbedürfnisse: Den Wunsch nach Nähe und enger Bindung einerseits und Eigenständigkeit und Freiraum anderseits“, ordnet Diplom-Psychologin und ElitePartner-Expertin Lisa Fischbach ein. „Anders formuliert geht es um das ‚Ich‘ und ‚Wir‘ in einer Beziehung: das Streben nach Individualität und Selbstentfaltung und gleichzeitig Gemeinsamkeit und Beziehungsleben. Diese beiden Bedürfnisse existieren in allen Menschen nebeneinander, sie sind individuell unterschiedlich stark ausgeprägt und in verschiedenen Lebensphasen mehr oder weniger präsent. Deshalb müssen Paare diese Polarität auch überwinden und die verschiedenen Bedürfnisse immer wieder auf Neue verhandeln – sich also darüber verständigen, wie beides zufriedenstellend in der Partnerschaft koexistieren kann.

Lisa Fischbach

Diplom-Psychologin | Forschungsleiterin und ElitePartner-Expertin

„Wenn es um Freiräume, Offenheit und Privatsphäre in Beziehungen geht: Welche der folgenden Aussagen treffen auf Ihre aktuelle Partnerschaft zu?“ 

	Gesamt	Frauen	Männer
Ich vertraue meinem:r Partner:in voll und ganz	87,6	86,7	88,5
In meiner Freizeit möchte ich so viel Zeit wie möglich mit meinem:r Partner:in verbringen	81,5	80,3	82,7
Wenn ich ein paar Tage ohne meine:n Partner:in unterwegs bin, vermisse ich ihn:sie	78,9	78,1	79,7
Wir haben keine Geheimnisse, wir wissen alles voneinander	66,9	64,2	69,6
Ich kenne den Smartphone-PIN meines:r Partner:in	62,7	63,7	61,6
Es ist okay für mich, wenn ich nicht immer weiß, wo mein:e Partner:in ist	58,6	52,4	64,6
Wenn mein:e Partner:in abends unterwegs ist, bleibe ich so lange wach, bis er:sie zurückkommt	51,6	45,2	57,9
Ich hätte in unserer Partnerschaft gern mehr Raum für mich	30,9	27,7	33,8
Ich habe schon einmal heimlich Nachrichten auf dem Handy meines:r Partner:in gelesen	25,8	28,0	23,7
Manchmal wünsche ich mir, wieder Single zu sein, um tun zu können, was ich will	25,3	21,9	28,6
Manchmal fühle ich mich von meinem:r Partner:in kontrolliert oder beobachtet	22,4	17,6	27,1
Ich habe schon heimlich den Suchverlauf auf dem Handy, PC o.ä. meines:r Partner:in gecheckt	17,6	17,4	17,8
Mich nervt, dass mein:e Partner:in mir ständig schreibt, wenn ich unterwegs bin	15,1	11,3	18,7