Vom Streiten und Vertragen: Jede:r Zehnte setzt auf Versöhnungssex

Ein Drittel versöhnt sich innerhalb einer Stunde – die meisten brauchen länger

Streiten, schmollen, versöhnen – die Mehrheit der Paare bemüht sich, schnell wieder die Wogen zu glätten, wie die neue ElitePartner-Studie 2025 mit über 4.000 Liierten zeigt. Ein Drittel (31 Prozent) versöhnt sich nach maximal einer Stunde, ein gutes weiteres Drittel innerhalb mehrerer Stunden (37 Prozent). Doch jede:r Zehnte (10 Prozent) bleibt zwei Tage und länger nachtragend. Große Geschlechterunterschiede gibt es dabei kaum.

Die vier Sprachen der Versöhnung: Reden, Rückzug, Gefühle und Taten

Ein Patentrezept für alle? Fehlanzeige. Es gibt vier Versöhnungstypen, die zeigen, wie unterschiedlich Menschen nach Streit und Verletzung wieder Nähe herstellen.

Typ 1: Die Kommunikativen – Reden ist Gold

Für mehr als jede:n Zweite:n (53 Prozent) ist ein klärendes Gespräch der Schlüssel zur Versöhnung – und für gut ein Drittel (34 Prozent) sind eine echte Entschuldigung und das Eingestehen von Fehlern von entscheidender Bedeutung. Wichtig ist zudem eine Aussprache auf Augenhöhe: 3 von 10 (30 Prozent) legen beim Klären eines Streits besonderen Wert darauf, dass die eigenen Sichtweisen vom Gegenüber wirklich gesehen und verstanden werden. Und für eine zweite Meinung holt sich jede:r Zehnte (10 Prozent) bei einer vertrauten Person einen kurzen Rat von außen ein.

Typ 2: Die Verdrängenden oder Selbstregulierenden – erst mal auf Abstand

4 von 10 (41 Prozent) brauchen nach einem Streit erst einmal Abstand, um die erhitzten Gemüter zu beruhigen. Jede:r Vierte (26 Prozent) setzt sogar auf räumliche Distanz. Die Vogelstrauß-Methode wenden 22 Prozent an: Sie versuchen, den Konflikt einfach zu verdrängen. Jede:r Sechste (17 Prozent) lenkt sich ab, schaut etwa Serien, geht spazieren oder greift zum Handy, um die emotionale Betriebstemperatur wieder zu senken. Und für 1 von 10 (10 Prozent) ist körperliches Abreagieren beim Sport oder Gaming das Mittel der Wahl.

Typ 3: Die Gefühlvollen – mit Nähe und Emotionen

Für manche sind Worte die beste Versöhnungsstrategie, für andere funktioniert die körperliche Ebene besser: Für 4 von 10 (40 Prozent) ist bei der Versöhnung entscheidend, in den Arm genommen zu werden. Durch Berührung und Wärme kehrt bei ihnen das Vertrauen zurück. Jede:r Fünfte (19 Prozent) wünscht sich einen geschützten Rahmen, um den Gefühlen – inklusive Tränen – freien Lauf zu lassen. Und manche brauchen es ganz nah: Gut jede:r Zehnte (11 Prozent) stellt mit Versöhnungssex die Harmonie wieder her.

Typ 4: Die Fordernden – Taten statt Worte

Sichtbares Bemühen und Zuwendung sind für mehr als ein Viertel (28 Prozent) die beste Strategie zur Versöhnung. Damit die Wogen auch nachhaltig geglättet bleiben, braucht rund ein Viertel (27 Prozent) als Rückfall-Prophylaxe die klare Aussicht auf eine Lösung des Konflikts. Diplomatie ist also gefragt. Nur den wenigsten (7 Prozent) genügen kleine Geschenke als Zeichen der Versöhnung.

Frauen wollen reden, Männer ihre Ruhe – Versöhnung ist individuell

Nach dem Streit setzen die Geschlechter auf unterschiedliche Versöhnungsstrategien: Frauen benötigen deutlich häufiger Zeit, um sich zu beruhigen (46 Prozent) als Männer (35 Prozent). Danach sucht jedoch auch mehr als die Hälfte der weiblichen Liierten (58 Prozent) das klärende Gespräch – und zeigt damit deutlich mehr Initiative als das männliche Gegenüber (48 Prozent). Männer sind dafür weniger nachtragend und möchten schneller einen Haken hinter das Streitthema setzen (24 Prozent, vgl. Frauen: 19 Prozent).

Auch beim Umgang mit Emotionen zeigen sich Unterschiede. Während über ein Drittel der Frauen (36 Prozent) das Gefühl braucht, mit Problem und Sichtweise verstanden zu werden, ist das nur knapp einem Viertel der Männer (24 Prozent) wichtig. Tränen und die Möglichkeit, Gefühle zuzulassen, finden ebenfalls deutlich mehr weibliche Liierte wichtig (26 Prozent, vgl. Männer: 11 Prozent). Versöhnungssex ist hingegen eher Männersache (14 Prozent, vgl. Frauen: 8 Prozent). Und wie sieht es mit kleinen Geschenken zur Wiedergutmachung aus? Die schätzen überraschenderweise doppelt so viele Männer (10 Prozent) wie Frauen (5 Prozent).

Nach einem Streit mit meinem:r Partner:in brauche ich, …

Energie sparen statt Endlos-Drama: Mit dem Alter wächst die Gelassenheit

Mit dem Alter verändert sich die Streitkultur. Fast alle Versöhnungstaktiken werden weniger bedeutend, ein Thema einfach abzuhaken gewinnt hingegen an Relevanz – vor allem für Frauen: Während bei den 18- bis 29-Jährigen nur gut jede Achte (13 Prozent) nach einem Konflikt leicht einen Schlussstrich ziehen kann, steigt der Anteil bei den 40- bis 49-Jährigen auf 17 Prozent – und ab 60 sagt jede vierte Frau (26 Prozent) nach einem Streit mit dem Gegenüber: Thema durch! Allerdings lassen sich Frauen zwischen 40 und 49 Jahren am längsten Zeit für eine Versöhnung – jede Fünfte (20 Prozent) braucht etwa einen Tag, bis die Wogen geglättet sind.  

Männer hingegen entdecken in späteren Lebensphasen, wie gut eine Aussprache tut. Die Hälfte aller 50- bis 59-Jährigen (51 Prozent) zieht das klärende Gespräch vor (vgl. 18- bis 29-Jährige: 43 Prozent). Und auch Nähe wird wichtiger: Mehr als ein Drittel der Männer in ihren 40ern (36 Prozent) wünscht sich, zur Versöhnung schlicht in den Arm genommen zu werden, in ihren 60ern sehnen sich 41 Prozent danach.

Insgesamt nähern sich Frauen und Männer ab 50 Jahren in ihrem Versöhnungsstil an. Egal ob mit Worten, Abstand, Nähe oder Taten – Paare finden viele Wege zurück ins Wir. Am schnellsten klappt’s, wenn Verständnis auf Gelassenheit trifft und aus Streit wieder Teamgeist wird.

„Streit und verletzende Kränkungen gehören in Beziehungen dazu. Doch sie müssen nicht zum Problem werden, wenn eine echte Versöhnung gelingt. Dieser Prozess erfordert Offenheit, Ehrlichkeit sowie die Bereitschaft, dem anderen zu verzeihen und auch an sich selbst zu arbeiten. Halbherzige Klärung oder ungelöste Verletzungen bleiben Konflikte von morgen. Auch Verdrängen ist deshalb keine nachhaltige Lösung. Die Chance einer konstruktiven Versöhnung liegt im Verstehen der Bedürfnisse und Grenzen des Gegenübers – und darin, wie man künftig besser damit umgeht.“

Lisa Fischbach

Diplom-Psychologin | Forschungsleiterin und ElitePartner-Expertin

„Angenommen, Sie und Ihr:e Partner:in streiten – über alltägliche Meinungsverschiedenheiten hinaus: Wie lange brauchen Sie dann üblicherweise, bis Sie bereit sind, sich wieder zu versöhnen?“

	Gesamt	Frauen	Männer
Bis zu 1 Stunde	31,2	32,5	29,9
Ein paar Stunden	37,0	37,6	36,4
Etwa 1 Tag	15,8	15,6	16,1
Etwa 2 Tage	5,9	5,2	6,7
3 Tage bis 1 Woche	2,6	2,7	2,5
Länger als 1 Woche	1,0	0,9	1,1
Wir haben uns noch nicht gestritten	6,4	5,5	7,3
Die Schnell-Versöhnlichen (1 Stunde + ein paar Stunden)	68,2	70,1	66,3
Die Zögerlichen (etwa 1 Tag)	15,8	15,6	16,1
Die Nachtragenden (etwa 2 Tage und länger)	9,5	8,8	10,3
Die Streitlosen	6,4	5,5	7,3

„Und was brauchen Sie, um sich nach einem Streit mit Ihrem:r Partner:in wieder versöhnen zu können?“

	Gesamt	Frauen	Männer
Ein klärendes Gespräch	52,8	57,5	47,8
Zeit für mich, um mich zu beruhigen, wieder runterzukommen	40,7	46,2	34,9
In den Arm genommen werden	40,1	43,8	36,1
Eine glaubhafte Entschuldigung und Eingestehen von Fehlern	34,3	37,5	30,9
Das Gefühl, mit meinem Problem bzw. meiner Sichtweise verstanden zu werden	30,1	36,3	23,5
Echtes Bemühen und Zuwendung	28,3	31,1	25,4
Die Aussicht auf eine Lösung	27,1	29,7	24,2
Etwas räumlichen Abstand	26,2	28,8	23,5
Das Thema einfach abhaken, ruhen lassen	21,6	19,0	24,3
Weinen können, die Gefühle zulassen	18,8	25,7	11,4
Ablenkung, z.B. durch Fernsehen, Spazierengehen, Handy	16,5	15,6	17,5
Versöhnungssex oder Zärtlichkeiten	10,6	7,7	13,7
Abreagieren, Frust rauslassen, z.B: mit Sport, Online-/Konsolen-Spielen	10,2	10,0	10,5
Ein Gespräch mit einer mir vertrauten Person, Rat von außen	9,5	10,9	8,0
Ein kleines Geschenk als Wiedergutmachung, z.B. Blumen, Schokolade	7,1	4,6	9,5
Etwas anderes, und zwar…	0,8	0,6	1,0