Frau schaut voller Neid auf ihren Partner

Meine (viel) bessere Hälfte: Neid in Beziehungen ist keine Seltenheit

Beziehungen| 5. Oktober 2020

Für den oder die Liebste empfindet man nur Bewunderung– oder nicht? Während Neid schon gegenüber Freunden oder Kolleginnen ungern gesehen wird, ist er innerhalb einer Beziehung erst recht ein Tabu-Thema. Dabei kommt es häufig vor, dass Partner einander beneiden, wie die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2020 zeigt1. Ob auf Selbstbewusstsein, Aussehen oder Einkommen: In der Mehrheit der Beziehungen sind Partner insgeheim neidisch.

Schlauer, schneller, schlagfertiger: Neid zwischen Partnern ist verbreitet

Ein Tabuthema, aber bei weitem keine Seltenheit: Gerade einmal ein Drittel (34 Prozent) kann sich von Neid gegenüber dem eigenen Partner freimachen. Beneidet werden vor allem soziale Fähigkeiten und Charakterzüge der Partnerin oder des Partners, seltener geht es um Geld oder Besitz. Besonders häufiger Grund für Neidgefühle sind die positive Lebenseinstellung (31 Prozent), das selbstbewusste Auftreten (27 Prozent), das große Allgemeinwissen (24 Prozent) und der Humor (23 Prozent) des Partners oder der Partnerin. Aber auch viel Freizeit (18 Prozent), Sportlichkeit (17 Prozent) und eine interessante Lebensgeschichte (15 Prozent) werden beneidet. Dass man eine gute Eigenschaft das Partners gern selbst hätte, bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, dass man sie dem anderen missgönnt.

„Worum beneiden Sie Ihre/n Partner/in?“

Befragte Paare gesamt
Häufigste Auslöser für Neid in Beziehungen
4.353 Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland.

„Neid ist ein sehr komplexes Gefühl. Es weist nicht nur darauf hin, was man begehrt, aber selbst nicht besitzt – sondern zeigt im positiven Sinne auch, welche Eigenschaften oder Fähigkeiten am Partner geschätzt werden.“

Lisa Fischbach, Psychologin und Forschungsleiterin bei ElitePartner

Männer selbstbewusst, Frauen einfühlsam? Neid-Frage zeigt alte Geschlechterbilder auf

Gleichzeitig offenbart die Frage nach beneideten Eigenschaften auch alte Rollenstereotype, die die Wahrnehmung des anderen Geschlechts weiterhin beeinflussen. Während Frauen heute nicht weniger gebildet sind, beneiden sie ihre Partner dennoch häufiger um deren Allgemeinwissen (31 Prozent) und das Selbstbewusstsein, mit dem sie es präsentieren (31 Prozent). Umgekehrt sind Männer häufiger neidisch auf das gute Aussehen (25 Prozent) – sowie auf soziale Fähigkeiten der Partnerin, wie das gute Verhältnis zur Familie (24 Prozent) und den Freundeskreis (16 Prozent).

Frauen
Männer

Gutes Aussehen, Attraktivität

Gutes Verhältnis zur eigenen Familie

Viele bzw. enge Freunde

Großes Allgemeinwissen

4.353 Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland.

Gender Pay Gap: Frauen in ihren Dreißigern beneiden Partner um Einkommen

Karriere und Einkommen, eigentlich Klassiker in puncto Neid, landen in Partnerschaften vergleichsweise weit unten in der Liste. Allerdings zeigen sich auch hier vermeintlich „typische“ Geschlechterrollen: Gerade einmal jeder zehnte Mann beneidet seine Partnerin um ihre Karriere. Umgekehrt aber neiden 15 Prozent der Frauen den beruflichen Erfolg des Partners. Noch größer ist der Unterschied beim Einkommen: Nur neun Prozent der Männer, aber 17 Prozent der Frauen beneiden ihre bessere Hälfte um den monatlichen Gehaltseingang. Insbesondere Frauen zwischen 30 und 39 Jahren verspüren Neid, wenn sie an das Einkommen ihres Partners denken (23 Prozent). „Gerade bei Paaren, die noch keine Kinder haben, vollberufstätig sind und schon einige Jahre Berufserfahrung haben, werden die Unterschiede deutlich“, erklärt Psychologin Lisa Fischbach die Ergebnisse. „Frauen in ihren Dreißigern stellen immer wieder fest, dass sie ähnlich ausgebildet sind, gleichwertig viel leisten – und doch schlechter bezahlt werden als ihr Partner. Hier drücken Neidgefühle ein Ungerechtigkeitsempfinden und eine gesellschaftliche Schräglage aus.“ 

Ein Mann ist in Gedanken bei seinen Geheimnissen, von denen er seiner Partnerin nichts erzählen möchte.

Neid um Einkommen in Partnerschaften:

n = 4.353 Liierte

17%

Frauen

9%

Männer

Späte Reue: Männer über 60 hätten gerne ein besseres Verhältnis zu den Kindern

Eine Spätfolge von Rollenteilung und Karrierefokus zeigt sich dagegen bei Männern in den Sechzigern: Jeder sechste Mann (17 Prozent) in dieser Altersgruppe beneidet seine Partnerin um ihr gutes Verhältnis zu den Kindern. Darüber hinaus schielen Männer zwischen 60 und 69 besonders häufig auf die positive Lebenseinstellung ihrer Partnerin (37 Prozent), unter ihnen vor allem die Akademiker (41 Prozent). „Neid kann auf ein Gefühl des persönlichen Mangels hinweisen und verbunden sein mit dem Leid, etwas verpasst zu haben oder nicht ausreichend leben zu können“, so unsere Beziehungsexpertin Lisa Fischbach. „Die Gefühle als Signal ernst zu nehmen, kann Anlass zur Veränderung sein.“

Frauen
Männer

Besonders gutes Verhältnis zu den Kindern

Viel Zeit für die Kinder

4.353 Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland.

Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner: „Paare sollten aufpassen, nicht in einen Konkurrenzkampf zu verfallen“

Wie aber können Paare damit umgehen, wenn sie feststellen, dass Neid zwischen ihnen herrscht? „Zuallererst geht es darum, das Neidgefühl bei sich wahrzunehmen und zu analysieren, wodurch es genährt wird“, rät Psychologin Lisa Fischbach. „Wer sich das ehrlich eingesteht, kann ein Klima von Missgunst vermeiden und das Wetteifern mit dem Partner verhindern. Produktiver ist, das Gefühl des Begehrens positiv umzuwandeln – und daraus einen Antrieb zu gewinnen, um eigene Ressourcen und Fähigkeiten besser einzusetzen.“

„Worum beneiden Sie Ihre/n Partner/in?“

GesamtFrauenMänner
Positive Lebenseinstellung30,528,232,7
Selbstbewusstes Auftreten27,231,323,1
Großes Allgemeinwissen23,730,916,6
Humor, unterhaltsame Art23,125,021,2
Gutes Verhältnis zur eigenen Familie18,713,823,5
Gutes Aussehen, Attraktivität18,412,024,8
Viel Freizeit, Zeit für sich17,618,217,1
Sportlichkeit16,518,814,3
Lebensgeschichte (z.B. Reisen, Berufsweg, Bekanntenkreis)15,414,716,1
Viele bzw. enge Freunde13,310,516,2
Einkommen12,716,88,5
Job, Karriere12,314,99,8
Besonders gutes Verhältnis zu den Kindern12,17,117,1
Interessante Hobbys9,59,69,4
Viel Zeit für die Kinder7,72,912,5
Wohlhabende Familie5,64,96,2
Nichts davon34,034,034,0
4.353 Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland. Angaben in Prozent. 
Informationen zur Studie
  • Art der StudieBevökerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2020
  • MethodeOnline-Befragung
  • TeilnehmerErwachsene deutsche Internetnutzer zwischen 18 und 69 Jahren
  • Fallzahl4.353 Liierte
  • ErhebungszeitraumOktober/November 2019
  • InstitutFittkau & Maaß
  • Region/Stadt/LandDeutschland / bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland