Ein Paar auf dem Markt, sie trägt ein Portemonnaie in der Hand als Zeichen für den Umgang mit Geld in Beziehungen

Zwei Drittel finden es naiv, wenn Paare ihre Finanzen nicht klar regeln

Beziehungen| 13. Juli 2023

Wie werden finanzielle Ressourcen aufgeteilt, ist ein Ehevertrag normal oder sollte Geld in der Liebe keine Rolle spielen? Für die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie wurden 6.774 Singles und Liierte zu ihren Einstellungen rund um Finanzen und Liebe befragt. Es zeigt sich: Die Meinungen zum Umgang mit Geld in Partnerschaften sind sehr verschieden. Schon beim Kennenlernen achten Singles deshalb darauf, wie das Gegenüber mit Geld umgeht.

Ein Paar sitzt gemeinsam in der eigenen Wohnung im Homeoffice, für ihre Beziehung hat es sich positiv ausgewirkt, denn sie lachen

„Ein:e Partner:in, der:die nicht mit Geld umgehen kann, kommt für mich nicht in Frage“

n= 6.774 Singles und Liierte

62%

Frauen

50%

Männer

Laisser-faire auf dem Gemeinschaftskonto: für viele ein No-Go

Wem gehört was, wer steuert welchen Anteil bei und was ist mit den Rentenpunkten? Zwei Drittel der Menschen in Deutschland sind dafür, dass diese Fragen in einer Beziehung geklärt gehören. Sie finden es naiv, wenn Paare ihre Finanzen nicht klar regeln (65 Prozent). Frauen stimmen hier noch etwas stärker zu (68 Prozent) als Männer (62 Prozent). Die Krisen der letzten Zeit haben den Wunsch nach Sicherheit dabei verstärkt: Im  Vergleich zu 2019 (49 Prozent) ist die Zustimmung um 16 Prozentpunkte gestiegen. Abgesehen von klaren Regelungen ist es aus Sicht von 74 Prozent der Befragten zudem wichtig, gemeinsam als Paar zu sparen und finanzielle Rücklagen zu bilden. Insbesondere Frauen legen zugleich aber großen Wert darauf, in einer Beziehung ihre finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren (75 Prozent), Single-Frauen (78 Prozent) noch mehr als liierte Frauen (73 Prozent). Männer sind darauf etwas weniger bedacht (60 Prozent).

Frauen
Männer

„Ich finde es naiv, wenn Paare ihre Finanzen nicht klar regeln“

„Ich finde es wichtig, gemeinsam als Paar zu sparen, finanzielle Rücklagen zu bilden“

„Finanzielle Unabhängigkeit ist mir in einer Beziehung sehr wichtig“

6.774 Singles und Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer:innen). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland.

Drei von vier Befragten würde den:die Partner:in im Notfall mitfinanzieren

Der Wunsch nach Klarheit in Finanzfragen geht aber nicht unbedingt mit Geiz einher. Denn drei von vier Menschen in Deutschland wären bereit, den:die Partner:in zu finanzieren, wenn diese:r in einen finanziellen Engpass gerät (76 Prozent). Liierte zeigen sich dabei weitaus großzügiger (84 Prozent) als Singles (62 Prozent). Interessant: Unter Singles zeigen sich große Geschlechterunterschiede: Während immerhin 68 Prozent der Single-Männer eine mögliche Partner:in im Notfall mitfinanzieren würden, wären dazu nur 55 Prozent der Single-Frauen bereit. Bei Befragten, die in einer Beziehung sind, gibt es dagegen zwischen Frauen (83 Prozent) und Männern (85 Prozent) keine Unterschiede.

Bedingungsloses Teilen: Jede:r Zweite hat eine romantische Einstellung zu Geld

Obwohl eine Mehrheit die Finanzen klar geregelt wissen will, haben viele eine eher romantische Grundeinstellung zum Thema: Jede:r Zweite in Deutschland stimmt der Aussage zu „Ich finde, Geld sollte in der Liebe keine Rolle spielen“ (52 Prozent) – Männer allerdings häufiger (57 Prozent) als Frauen (46 Prozent). Und ähnlich viele möchten in der Liebe gar keinen Unterschied zwischen „meins“ und „deins“ machen und finden grundsätzlich, was ihnen gehört, gehört auch dem:der Partner:in (56 Prozent). Auch hier macht der Beziehungsstatus allerdings einen großen Unterschied: Während zwei Drittel der Liierten bereit sind, alles zu teilen (66 Prozent), sieht das nur gut jeder dritte Single so (38 Prozent).  Mit zunehmender Beziehungsdauer wächst das Vertrauen und die Bereitschaft, „gemeinsame Sache“ zu machen, bei Liierten zudem immer weiter an: 78 Prozent der Liierten, die über 30 Jahre zusammen sind, finden, was ihnen gehört, gehört auch ihrem:r Partner:in. Verheiratete Liierte stimmen hier zudem weit stärker zu (74 Prozent) als unverheiratete Liierte (57 Prozent).

Singles
Liierte

„Ich würde meinen:r Partner:in finanzieren, wenn er:sie in einen finanziellen Engpass gerät“

„Ich finde, was mir gehört, gehört auch meinem:r Partner:in“

„Ich finde, Geld sollte in der Liebe keine Rolle spielen“

6.774 Singles und Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer:innen). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland.

Uneinigkeit über Geldaufteilung: 50/50 oder anteilig nach Einkommen?

Wer nicht alles in einen Topf werfen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten, Kosten aufzuteilen. Welche Art und Weise die Richtige ist, darüber gibt es allerdings unterschiedliche Meinungen: 40 Prozent finden, dass der:die Besserverdienende in einer Beziehung auch mehr zahlen sollte. 34 Prozent achten hingegen darauf, dass beide ungefähr gleich viel ausgeben. Die Meinung darüber, welche Form der Aufteilung die Richtige ist, verändert sich auch mit dem Alter: Jüngere sind häufiger darauf bedacht, dass beide etwa gleich viel ausgeben, zwischen 18 und 29 Jahre sieht es beinahe schon jede:r Zweite so (43 Prozent). In der Altersgruppe von 40 bis 49 Jahren sinkt dieser Anteil schon auf ein Drittel und in ihren 50ern achten sogar nur noch 26 Prozent, auf eine 50/50-Aufteilung.

„Ich achte in einer Beziehung darauf, dass beide ungefähr gleich viel ausgeben“

Befragte Gesamt nach Alter

18 bis 29 Jahre
30 bis 39 Jahre
40 bis 49 Jahre
50 bis 59 Jahre
60 bis 69 Jahre
6.774 Singles und Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer:innen). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland.

Vor allem für Frauen ist schlechter Geldumgang ein Ausschlusskriterium

Die Ergebnisse zeigen, wie verschieden die Ansichten zum Thema Finanzen sein können. Entsprechend achten Singles schon bei der Partnerwahl darauf, ob Einstellungen und Umgang mit Geld zusammenpassen. Vor allem Frauen sind kritisch: Für zwei Drittel der Single-Frauen (66 Prozent) kommt jemand, der:die einen schlechten Umgang mit Geld hat, als Partner:in nicht in Frage (Single-Männer: 52 Prozent). Die Krisen der vergangenen Zeit lassen Singles bei der Partnerwahl außerdem wieder stärker auf Einkommen, Jobstatus und Co schauen: Jeder vierte Single meint, dass ihm:ihr die berufliche Situation potenzieller Partner:innen durch Krisen wie Corona, Krieg und Inflation wichtiger geworden ist (27 Prozent). Vor allem Singles unter 30 Jahren (35 Prozent) und zwischen 30 und 39 Jahren (36 Prozent) achten stärker als früher darauf, was das Gegenüber zum Haushaltseinkommen beitragen kann. Bei Singles ab 40 meint das dagegen nur jede:r Fünfte.

Ein Paar schaut sich eine Rechnung an, sie reden zwar offen über Geld in ihrer Beziehung, doch trotzdem kommt es häufiger zu Streit.

„Durch Krisen wie Corona, Krieg, Inflation ist mir die finanzielle/berufliche Situation meines:r (potenziellen) Partners:in wichtiger geworden“

n= 6.774 Singles und Liierte

27%

Singles

40%

Liierte

Ein Drittel der Deutschen wünscht sich einen Ehevertrag

Und wie sieht es mit dem Thema Ehevertrag aus? Immerhin ein gutes Drittel (35 Prozent) befürwortet eine schriftliche Regelung der Finanzen bei einer Heirat. Vor allem jüngere Befragte unter 30 würden bei einer (erneuten) Heirat einen Ehevertrag aufsetzen (44 Prozent). Liierte, die noch nicht verheiratet sind, sind hierfür ebenso offen (43 Prozent). Allerdings muss das Thema Finanzen dafür überhaupt erst einmal offen besprochen werden – woran es bei einigen schon scheitern könnte. Denn jedem:r fünfte:n Befragten unter 30 fällt es schwer, in einer Beziehung offen über Geld zu sprechen (20 Prozent). Und auch im ersten Beziehungsjahr hadern viele damit, finanzielle Fragen zu thematisieren (24 Prozent). Mit zunehmendem Alter und mit der Beziehungsdauer nimmt der Anteil aber immer weiter ab.

„Würde ich (noch einmal) heiraten, würde ich meine Finanzen schriftlich regeln (z.B. Ehevertrag)“

Liierte nach Beziehungsdauer

1 bis unter 3 Jahre
3 bis unter 5 Jahre
5 bis unter 10 Jahre
10 bis unter 20 Jahre
20 bis unter 30 Jahre
30 Jahre oder länger
4.395 Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer:innen). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland.

Psychologin und ElitePartner-Expertin Lisa Fischbach: „Liebe regelt selten zuverlässig Geldangelegenheiten – das wird häufig unterschätzt“

„Sicherheit ist ein essenzielles menschliches Grundbedürfnis“, ordnet Diplom-Psychologin und ElitePartner-Expertin Lisa Fischbach die Ergebnisse ein. „Daher ist der Umgang mit Geld und Finanzen für die meisten emotional aufgeladen, teilweise sogar mit Ängsten verbunden und nie eine rein rationale Sache. Das erschwert auch die Kommunikation zum richtigen Vorgehen, vor allem wenn Einstellungen weit auseinander liegen. Umso mehr sollten Vereinbarungen und klare Regelungen getroffen werden, denn Liebe regelt selten zuverlässig die Geldangelegenheiten in Partnerschaften. Das wird häufig unterschätzt. Was also zunächst unromantisch scheint, entlastet dauerhaft das Miteinander und schafft Raum für unbeschwerte Gefühle.“

„Geld und Finanzen sind in Partnerschaften immer wieder ein Thema. Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?“

GesamtFrauenMänner
Ich würde meinen:r Partner:in finanzieren, wenn er:sie in einen finanziellen Engpass gerät76,173,478,8
Ich finde es wichtig, gemeinsam als Paar zu sparen, finanzielle Rücklagen zu bilden73,875,771,9
Finanzielle Unabhängigkeit ist mir in einer Beziehung sehr wichtig67,074,659,5
Ich finde es naiv, wenn Paare ihre Finanzen nicht klar regeln64,767,861,6
Ich finde, was mir gehört, gehört auch meinem:r Partner:in56,353,259,4
Ein:e Partner:in, der:die nicht mit Geld umgehen kann, kommt für mich nicht in Frage55,761,849,6
Ich finde, Geld sollte in der Liebe keine Rolle spielen51,545,956,9
Ich finde, dass der:die besserverdienende Partner:in in einer Beziehung mehr zahlen sollte39,641,937,4
Durch Krisen wie Corona, Krieg, Inflation ist mir die finanzielle/berufliche Situation meines:r (potenziellen) Partners:in wichtiger geworden35,834,836,8
Würde ich (noch einmal) heiraten, würde ich meine Finanzen schriftlich regeln (z.B. Ehevertrag)34,735,533,9
Ich achte in einer Beziehung darauf, dass beide ungefähr gleich viel ausgeben33,535,531,4
Es fällt mir schwer, in einer Beziehung offen über Geld zu sprechen14,213,115,4
6.774 Singles und Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer:innen). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland. Angaben in Prozent.
Informationen zur Studie
  • Art der StudieBevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2023
  • MethodeOnline-Befragung
  • TeilnehmerErwachsene deutsche Internetnutzer:innen zwischen 18 und 69 Jahren
  • Fallzahl6.774 Singles und Liierte
  • ErhebungszeitraumOktober/November 2022
  • InstitutFittkau & Maaß
  • Region/Stadt/LandDeutschland / bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland