Emotionaler Mann in Gerstenfeld mit Kind auf seinen Schultern

Der neue emotionale Mann

Beziehungen| 19. Oktober 2018

Was bedeutet Mann-Sein heute? Die ElitePartner-Studie 2018 hat untersucht, welche Rolle ein Mann heutzutage erfüllen sollte – aus Sicht der Frauen und der Männer selbst. Die Ergebnisse räumen mit einigen Klischees auf. Auch Männer selbst sehen sich ganz selbstverständlich in emotionalen Rollen. Gefühle zulassen und zeigen können gehört heute dazu, auch Engagement bei der Kindererziehung und im Haushalt gelten als männlich. Dagegen sehen immer weniger Befragte den Mann in der Pflicht, finanziell für die Familie zu sorgen.

Männer sehen sich heute mehr in emotionalen als in klassischen Rollen

Der Mann als Alpha-Tier? Ein Bild der Vergangenheit. Wie die ElitePartner-Studie 2018 zeigt, gehören für Männer emotionale Seiten nicht nur zu ihrem Selbstbild dazu, sie sind dort sogar stärker verankert als klassische Versorger-Rollen. Nur noch 58 Prozent der Männer sehen es als Aufgabe des Mannes, finanziell für die Familie zu sorgen, nur jeder zweite (50 Prozent) findet, Erfolg im Beruf gehört zum Mann-Sein dazu. Stattdessen ist es mit 87 Prozent für fast jeden Mann selbstverständlich, ein liebender und verständnisvoller Partner zu sein. Ähnlich viele sehen es als ihre Aufgabe, ein engagierter Vater zu sein, der für die Kinder da ist (83 Prozent). Und für 78 Prozent gehört es eindeutig zur männlichen Rolle dazu, Gefühle zulassen und zeigen zu können.
Was bleibt: Die Rolle als Beschützer. Sie geben Männer auch im Jahr 2018 noch nicht ab. Sich schützend vor die Partnerin zu stellen ist bei 82 Prozent der Männer im Selbstbild verankert.

Frauen stellen höhere Ansprüche als Männer selbst

Frauen sehen die männliche Rolle kaum anders als Männer selbst. Sie drängen den Mann nicht in die Rolle des Versorgers: Auch Frauen sehen es nur noch zu 60 Prozent als Aufgabe des Mannes an, finanziell für die Familie zu sorgen. Nur 55 Prozent der Frauen finden, Erfolg im Beruf gehört zum Mann-Sein dazu. Allerdings stellen Frauen über nahezu alle Antwortmöglichkeiten hinweg etwas höhere Ansprüche an den Mann. Der größte Unterschied zeigt sich beim Thema Emotionalität: Für Frauen gehört es noch selbstverständlicher zum männlichen Rollenbild dazu, Gefühle zu zeigen. Während Männer hier zu mehr als drei Vierteln zustimmen, sind es bei den Frauen sogar 88 Prozent. Wer als Mann auch im Jahr 2018 noch mit seiner Emotionalität hadert, kann also unbesorgt sein – denn die überwiegende Mehrheit der Frauen erwartet genau das. Auch, wenn es darum geht, den Freundeskreis und soziale Kontakte zu pflegen, haben Frauen höhere Ansprüche an den Mann (74 Prozent) als Männer selbst (64 Prozent).

Frauen finden, der Mann sollte den Sex initiieren – Männer aber nicht

Der größte Unterschied in den Erwartungen an die männliche Rolle besteht jedoch beim heikelsten Thema: Sex. 53 Prozent der Frauen sehen es als Aufgabe des Mannes, beim Sex die Initiative zu ergreifen. Die haben aber selbst offenbar wenig Interesse daran, immer den ersten Schritt zu machen. Nur gut jeder dritte Mann (35 Prozent) findet, dass es zur Rolle des Mannes dazugehört, beim Sex die Initiative zu ergreifen.

Akademikerinnen erwarten seltener, dass der Mann die Versorgerrolle annimmt

Offenbar hängt auch der Bildungsstatus mit dem männlichen Rollenbild zusammen – zumindest, was die Meinung der Frauen betrifft. So zeigen die Ergebnisse der ElitePartner-Studie 2018, dass Akademikerinnen Männer deutlich seltener in die Versorgerrolle drängen als Nicht-Akademikerinnen. Nur für die Hälfte der Frauen mit akademischem Abschluss gehört es zur Rolle des Mannes dazu, finanziell für die Familie zu sorgen (49 Prozent), bei den Nicht-Akademikerinnen sehen dagegen fast zwei Drittel (64 Prozent) den Mann in der Versorgerrolle. Erfolgreich im Beruf zu sein gehört für Akademikerinnen seltener (51 Prozent) zum Mann-Sein dazu als für Frauen ohne Universitätsabschluss (57 Prozent). Bei den Männern gibt es dagegen zwischen Akademikern und Nicht-Akademikern kaum Unterschiede im Selbstbild.

Männer 60plus haben höhere Ansprüche

Dass sich in puncto Rollenbilder ein Wandel vollzogen hat, zeigt nicht zuletzt auch ein Blick auf die Altersgruppen: Traditionelle Rollenerwartungen als Versorger rücken im Generationenvergleich immer mehr in den Hintergrund. Männer, die zwischen 60 und 69 Jahre alt sind, sehen den Mann zu 73 Prozent in der Rolle des Versorgers. In jüngeren Altersgruppen schwankt die Zustimmungsrate dagegen zwischen 50 und 60 Prozent. Auch die Beschützerrolle nimmt für ältere Männer einen wichtigeren Part im Selbstbild ein (92 Prozent) als bei jüngeren Männern (18 bis 29 Jahre: 75 Prozent). Ähnlich verhält es sich mit dem Punkt Erfolg im Beruf: 62 Prozent der über 60-jährigen Männer verankern beruflichen Erfolg in ihrem Selbstbild, in jüngeren Altersgruppen ist es jeweils nur etwa jeder Zweite.

„Männer haben jetzt die Möglichkeit, ihre Rolle im Leben und in der Liebe um emotionale Seiten zu erweitern“

„Endlich, die männliche Emanzipation ist gesellschaftsfähig geworden,“ kommentiert Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner die Ergebnisse. „Das männliche Rollenverständnis ist im 21. Jahrhundert angekommen und bietet Männern neue Freiheiten, ihr Selbstbild zu erweitern und zu verändern. Neben dem Bedürfnis vieler Männer, ihre Rollen im Leben und in der Liebe um emotionale Seiten zu erweitern, lockern sie die einseitige Selbstzuschreibung als Versorger und beruflich erfolgreicher Macher. Der neue Mann versteht sich selbstbewusst als Alpha-Softie, der klassische Versorgerrollen mit emotional-fürsorglichen Seiten kombiniert. Frauen drängen Männer nicht in alte, tradierte Rollen, entlasten sie aber auch nicht vollständig aus der klassischen Rollenaufteilung.“

Hier geht es um Ihre ganz persönliche Einstellung: Welche Rolle sollte ein Mann allgemein und speziell in einer Partnerschaft heute erfüllen?

GesamtFrauenMänner
Ein liebender und verständnisvoller Partner sein90,593,587,1
Gefühle zulassen und zeigen können83,388,077,9
Ein engagierter Vater sein, der für die Kinder da ist82,581,983,0
Sich schützend vor die Partnerin stellen82,283,181,0
Vorbild und Orientierung für Familie und Kinder sein81,582,180,9
Ein Zuhause schaffen, das Stabilität und Geborgenheit bietet78,581,974,5
Verantwortung im Haushalt übernehmen75,777,873,3
Den Freundeskreis und soziale Kontakte pflegen69,073,863,5
Eigenständig, unabhängig sein68,972,065,3
Der emotionale Halt in der Beziehung sein65,468,062,4
Für die Familie finanziell sorgen58,859,957,6
Erfolgreich im Beruf sein52,855,450,0
Beim Sex die Initiative ergreifen44,853,135,3
5.654 Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer), bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland. Angaben in Prozent.
Informationen zur Studie
  • Art der StudieBevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2018
  • MethodeOnline-Befragung
  • TeilnehmerErwachsene deutsche Internetnutzer von 18 bis 69 Jahren
  • Fallzahl5.654 Liierte
  • ErhebungszeitraumOktober/November 2017
  • InstitutFittkau & Maaß
  • Region/Stadt/LandDeutschland: bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland