Ein Mann und eine Frau lesen auf dem Sofa, sie lächeln sich an.

Abgrenzung oder Anpassung? Wie Paare mit ihren Bedürfnissen umgehen

16. Oktober 2025

Jede:r Vierte kennt eigene Wünsche nicht – jede:r Dritte erwartet Intuition vom Gegenüber

Wünsche äußern, Kompromisse finden, sich verstanden fühlen – klingt einfach, ist aber oft ein Balanceakt zwischen Herz und Kopf, Abgrenzung und Anpassung. Wie jonglieren Paare in Deutschland mit ihren Bedürfnissen und wo knirscht es? Das verrät die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2025, für die über 4.000 Liierte Einblicke in ihre Kommunikationskunst, Selbstfürsorge-Strategien und das kleine Einmaleins des Beziehungskonflikts gewähren.

Me-Time und Wir-Gefühl: Zwei Drittel der Paare meistern den Spagat

Sechs von zehn Liierten (61 Prozent) achten auch im Kontext ihrer Beziehung bewusst auf die eigenen Bedürfnisse. Zwei Drittel (67 Prozent) gelingt es gut, offen zu kommunizieren, wenn sie Zeit für sich brauchen. Frauen (72 Prozent) sind dabei größere Selfcare-Profis als Männer (63 Prozent). Gleichzeitig schaffen es fast ebenso viele Paare, die Wünsche beider Partner:innen unter einen Hut zu bringen und wissen oft auch ohne große Worte, was der oder die andere gerade braucht (je 63 Prozent).

Dennoch gibt es auch Kränkungspotenzial: Jede:r Siebte (14 Prozent) fühlt sich zurückgewiesen, wenn der oder die Partner:in Aktivitäten für sich machen möchte. Männer reagieren dabei empfindlicher und nehmen die Me-Time der Partnerin schneller persönlich (16 Prozent, vgl. Frauen: 12 Prozent).

Liierte
4.234 Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer:innen). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland. Angaben in Prozent.

Diffuse Signale: für jede:n Zweite:n ein Nervfaktor

Nicht immer wird Klartext gesprochen: Fast jede:r Vierte (23 Prozent) weiß oft selbst nicht so genau, was er oder sie eigentlich will und jede:r Dritte (32 Prozent) erwartet, dass der oder die Liebste die eigenen Wünsche von den Augen abliest – ist das nicht der Fall, ist die Enttäuschung groß. Vor allem Frauen sind anspruchsvoll und entsprechend gekränkt (37 Prozent, vgl. Männer: 27 Prozent). Hier schlummert Konfliktgefahr: Denn mehr als die Hälfte (53 Prozent) ist davon genervt, wenn der:die Partner:in nicht klar sagt, was Sache ist – Frauen (56 Prozent) noch etwas mehr als Männer (50 Prozent).

Ein Paar schweigt sich nach einem Streit an

„Ich bin enttäuscht, wenn mein:e Partner:in nicht spürt, was ich möchte.“

n = 3.970 Liierte

27%

Männer

37%

Frauen

Harmonie um jeden Preis? Jede:r dritte Mann sagt „Ja”, obwohl er „Nein” meint

Knapp ein Drittel aller Liierten (30 Prozent) stimmt gemeinsamen Aktivitäten zu, obwohl eigentlich keine Lust besteht – Männer (35 Prozent) sind hier besonders kompromissbereit, Frauen (24 Prozent) etwas standfester. Aus Sorge vor schlechter Stimmung spricht ein Viertel (25 Prozent) selten an, was stört. Auch hier zeigen sich Männer (28 Prozent) konfliktscheuer als Frauen (23 Prozent). Und: Jeder vierte Mann (25 Prozent) findet, dass die Partnerin zu dominant versucht, ihre Wünsche durchzusetzen. Nur jeder fünften Frau (19 Prozent) geht es mit ihrem Partner ebenso. 

Frauen
Männer

„Ich stimme häufig gemeinsamen Vorhaben zu, auch wenn ich eigentlich keine Lust habe.“

„Aus Sorge vor schlechter Stimmung sage ich selten, wenn mich etwas stört.“

4.234 Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer:innen). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland. Angaben in Prozent

Mit dem Alter kommt die Klarheit – und das Drama nimmt ab

Mit dem Alter wächst das Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse: Während unter den 18- bis 29-Jährigen jede:r Dritte (33 Prozent) angibt, oft selbst nicht genau zu wissen, was er oder sie will, ist es bei den Über-60-Jährigen nur noch jede:r Siebte (14 Prozent). Auch die Angst, dass die Me-Time des Herzensmenschen eine Zurückweisung ist, verringert sich mit steigendem Alter (18-29 Jahre: 23 Prozent; 50-69 Jahre: 6 Prozent).

Liierte nach Alter: ,,Wenn mein:e Partner:in Dinge für sich machen will, fühle ich mich zurückgewiesen.“

18-29 Jahre
30-39 Jahre
40-49 Jahre
50-59 Jahre
60-69 Jahre
4.234 Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer:innen). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland. Angaben in Prozent.

Mit dem Alter sinkt zudem die Bereitschaft, sich an unlustvolle Vorhaben anzupassen. Nur ein Viertel der 50- bis 69-Jährigen (25 Prozent) macht noch gute Miene zum ungeliebten Spiel – bei den 30- bis 39-Jährigen ist es dagegen mehr als jede:r Dritte (37 Prozent).

Gleichzeitig wächst mit den Jahren die Courage, Störendes offen anzusprechen: In ihren 50ern (20 Prozent) und 60ern (18 Prozent) haben deutlich weniger Liierte Sorge, Konflikte zu benennen, als in den 30ern (32 Prozent). Offenbar gilt: Je älter, desto selbstbewusster im Umgang mit den eigenen Bedürfnissen.

Ein wesentlicher Bestandteil einer glücklichen Beziehung ist es, den eigenen Bedürfnissen im Miteinander nachgehen zu können. Gelingt es beiden, ihre Wünsche zu artikulieren und Grenzen zu setzen, zeigt das einerseits ihre Fähigkeit zur Selbstfürsorge. Anderseits signalisiert es, dass sie sich in der Partnerschaft sicher gebunden fühlen. Paare, die in dieser reifen Form ihre Wünsche verhandeln, verfügen über einen hohen „Emotionalen Beziehungsquotienten“. Konflikte entstehen, wenn unbewusst destruktive Strategien verwendet werden, um eigene Bedürfnisse durchzusetzen. Eine offene und faire Kommunikation schafft hingegen Verständnis und Nähe.

Lisa Fischbach
Diplom-Psychologin | Forschungsleiterin und ElitePartner-Expertin

„Kommen wir jetzt dazu, wie Paare mit ihren Wünschen und Bedürfnissen umgehen, Kompromisse eingehen und Grenzen ziehen. Wenn Sie an Ihre aktuelle
Beziehung denken: Inwieweit stimmen Sie folgenden Aussagen zu?“



GesamtFrauenMänner18-29 Jahre30-39 Jahre40-49 Jahre50-59 Jahre60-69 Jahre
Wenn ich Zeit für mich brauche, sage ich das meinem:r Partner:in offen67,171,562,668,167,463,666,070,8
Wir sind gut darin, im Alltag die Wünsche und Vorstellungen von beiden unterzubringen63,263,063,358,762,459,863,370,2
Wir wissen, was der:die andere braucht, ohne viel darüber zu reden63,162,363,959,961,158,364,570,5
Es gelingt mir gut, in der Beziehung auf mich und meine Bedürfnisse zu achten60,861,959,660,160,256,961,365,3
Es nervt mich, wenn mein:e Partner:in nicht klar sagt, was er:sie eigentlich will52,955,650,061,259,154,245,847,2
Ich bin enttäuscht, wenn mein:e Partner:in nicht spürt, was ich möchte32,237,226,942,641,233,725,821,5
Ich stimme häufig gemeinsamen Vorhaben zu, auch wenn ich eigentlich keine Lust habe29,724,435,435,237,129,324,924,5
Aus Sorge vor schlechter Stimmung sage ich selten, wenn mich etwas stört25,323,127,730,732,028,620,217,6
Ich weiß oft selbst nicht genau, was ich will, was meine Bedürfnisse in der Beziehung sind23,322,923,732,931,924,816,214,4
Mein:e Partner:in versucht ständig, seine:ihre Wünsche und Vorstellungen durchzusetzen22,219,325,327,032,523,216,813,6
Wenn mein:e Partner:in Dinge für sich machen will, fühle ich mich zurückgewiesen13,711,915,723,322,214,37,84,7
4.234 Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer:innen). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland. Angaben in Prozent.

Informationen zur Studie
  • Art der StudieBevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie
  • MethodeOnline-Befragung
  • TeilnehmerErwachsene deutsche Internetnutzer zwischen 18 und 69 Jahren
  • Fallzahl4.234 Liierte
  • ErhebungszeitraumOktober/November 2024
  • InstitutFittkau & Maaß
  • Region/Stadt/LandDeutschland / bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland
  • SpracheDeutsch