
Melissa und Christian: „Er sorgt dafür, dass ich über mich hinauswachse“
Nach einer Australien-Auszeit gab Melissa, 26, ihrem Leben eine neue Richtung. Mehr Zeit für Tiere, Fotografie, Partnerschaft, mehr Raum für das, was ihr wirklich wichtig ist. Diese Einstellung teilt die Industriekauffrau in spe mit ihrem Partner Christian, mit dem sie seit einem halben Jahr eine Fernbeziehung über 400 Kilometer führt. Wie der 30-jährige Arzt sie zu neuen Höhenflügen inspiriert und warum sie sich an seiner Seite sogar einen Fallschirmsprung zutraut, erzählte sie Autorin Saskia Balke.i
Am Telefon bittet Melissa kurz um Geduld. Gerade versucht jemand sie auf dem Handy zu erreichen, auf Englisch vertröstet sie den Anrufer. Die 26-jährige ist viel und offenbar auch international beschäftigt.
Melissa: „Entschuldigung, das war geschäftlich. Seit zwei Jahren arbeite ich nebenberuflich als Tierfotografin. Der Job führt mich oft ins Ausland, in Spanien bin ich regelmäßig. Demnächst fliege ich sogar mit Christian für ein Shooting nach Indien. Ich habe ihm jetzt sogar vorgeschlagen, dass er dort ein bisschen Urlaub machen kann, während ich Tiere ablichte.“„Wir stürzen uns ins Abenteuer.“
„Eine tolle Gelegenheit, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden. Reisen Sie beide gerne?
Melissa: „Ja, zum Glück! Meine Reiselust ist groß, ich will noch viel von der Welt sehen und bin froh, dass ich mit Christian einen Partner mit Fernweh gefunden habe. Bisher war er eher der Pauschalurlauber, die Organisation blieb in seinen vorherigen Beziehungen immer an ihm hängen. Jetzt genießt er es, dass er sich auch mal mitreißen lassen kann. Wir stürzen uns ins Abenteuer, haben beispielsweise in Indien nicht mal ein richtiges Hotel, aber wir sehen viel von der Welt. Das möchte ich auskosten.“„Beruflic
h sind Sie sicher beide ganz schön eingespannt. Wie gelingt es Ihnen, sich als Paar gemeinsame Auszeiten zu schaffen?“
Melissa: „Ich persönlich habe bewusst darauf hingearbeitet, mehr Zeit für das private Leben zu haben. Zuerst war mein Plan, als gelernte Tierarzthelferin Veterinärmedizin zu studieren. Aber der Job ist nicht familienfreundlich. Und das Thema Partnerschaft wurde in letzter Zeit als Single schon immer wichtiger, um mich herum heirateten viele Freunde, die ersten bekamen Kinder. Nach einem halben Jahr Work & Travel in Australien entschied ich mich für einen Umbruch und begann eine zweite Ausbildung zur Industriekauffrau. Der Beruf ist anspruchsvoll, aber gleichzeitig mit Sicherheit und geregelten Arbeitszeiten verbunden. So habe ich genug Zeit für die Tierfotografie und mein Privatleben. Christian tickt ähnlich wie ich. Wenn er Ruhe möchte, dann nimmt er sie sich einfach. In seinem Job als Arzt ist das nicht immer so einfach, doch das Abschalten vom Alltag ist ihm so wichtig wie mir. Er nimmt sich seine Auszeit gerne beim Klettern, das werden wir demnächst in Österreich oder Italien mal zusammen probieren.“
Sie inspirieren ihn also zu Individualreisen, er Sie zum Klettern – welche Seiten haben Sie durch die Beziehung noch an sich entdeckt?
Melissa: „Action und Adrenalin mochte ich ja schon immer. Aber ich fand es immer schwierig, über meine Grenzen zu gehen. Ich habe zum Beispiel Höhenangst, aber daran arbeiten wir gerade. Christian sagt, das packst du, und so komme ich weiter. Er sorgt dafür, dass ich über mich hinauswachse. Christian ist immer so zuversichtlich und gibt mir Stärke. Deshalb werde ich bald sogar einen Fallschirmsprung wagen. Umgekehrt interessiert sich Christian aber auch für meine Welt! Er ist noch nie geritten, setzte sich aber mir zuliebe auch einfach mal aufs Pferd. Er ist eben ein facettenreicher und faszinierender Mann!“„Unter ‚Wenn ich ein Kunstwerk wäre…’ beschrieb er sich als ein ‚Möbelstück aus Holz‘. Das brachte mich zum Schmunzeln.“
Was genau finden Sie denn an Christian so faszinierend?
Melissa: „Christian ruht in seiner Mitte. Und er geht gern shoppen! Online wurde ich schon über seine Profilangaben darauf aufmerksam, dass er ein Mann mit vielen Talenten ist. Unter ‚Wenn ich ein Kunstwerk wäre…’ beschrieb er sich als ein ‚Möbelstück aus Holz‘. Das fand ich ungewöhnlich und interessant, der Satz brachte mich zum Schmunzeln. Des Rätsels Lösung war: Er designt seine Möbel zu 95% selbst, die sind total modern und stylisch. Sein Loft wirkt wie aus der Zeitschrift ‚Schöner Wohnen‘. Möbel zu bauen ist absolut sein Ding. Ich darf seine Werke dann anschließend bemalen. Neulich hat er mich und seinen Kater Mito mit einem Schriftzug auf einem Regal verewigt, auch er ist übrigens sehr tierlieb. Cat & Mel steht da jetzt.“Ist das ein O
men, dass Sie sich bald eine Wohnung teilen?
Melissa: „Nach meiner Ausbildung Anfang 2017 plane ich tatsächlich von Remscheid zu ihm nach Halle an der Saale ziehen. Die Herausforderung wird sein, all meine Klamotten und Schuhe unterzubringen. Typisch Frau, habe ich nämlich einen Schuhtick. Ich freue mich auf die neue Stadt, sie hat ein gutes Kulturangebot, viele Kneipen, sogar Poetry Slam, und man kann schick essen gehen. Gleichzeitig ist man schnell im Grünen. Das ist mir wichtig, ich brauche Natur um mich herum.“
Noch führen Sie eine Fernbeziehung. Haben Sie die 400 Kilometer anfangs abgeschreckt?
Melissa: „Ehrlich gesagt war ich erst skeptisch wegen der Entfernung, noch bevor ich Christian online anschrieb. Aber ich musste es einfach wagen, weil sein Profil so interessant war. Und wenn man wie ich schon mehrfach in Australien war, relativiert sich eine Entfernung von 400 Kilometern schnell. Wir stemmen die Fernbeziehung jetzt ja schon ein halbes Jahr. Und noch bevor wir uns das erste Mal getroffen haben, war jeder Abend für stundenlange Telefonate geblockt. Dabei habe ich nach meiner ersten Mail drei Wochen auf seine Antwort warten müssen, weil er gerade im Umzugsstress steckte. Ich war davon überzeugt, dass ich eine Absage von ihm bekomme.“Sta
ttdessen wurden Sie sogar ein Paar! Was hat Sie an der Entwicklung Ihrer Beziehung überrascht?
Melissa: „Dass ich mich so schnell so stark verliebt habe! Schon beim ersten Treffen hat Christian mich umgehauen. Außerdem finde ich es erstaunlich, welche neuen Seiten er in mir hervorbringt. Ich bin schon ein starker Charakter, das wird sich wohl auch nicht ändern. Erstmal versuche ich, alleine Dinge zu schaffen und stark zu sein. Aber wenn es hart auf hart kommt, weiß ich, dass ich mich an Christian anlehnen kann. Früher war ich außerdem viel zickiger. In Christian habe ich einen Partner gefunden, der mir auch mal die Stirn bietet und mich runterholt. Er sagt dann schon mal: ‚So geht es nicht, die Sache müssen wir anders angehen.‘“
„Wir haben uns als gemeinsamen Nenner, dennoch geht jeder seinen eigenen Weg.“